17°C und Hitzestress? Aber nicht bei mir

Wir freuen uns oft auf die ersten warmen Tage von rund 20°C. Der Hitzestress von 25°C bis 30°C noch in weiter Ferne. Nicht so bei unseren Milchkühen, welche als Spitzensportlerinnen tätig sind. Sie zeigen bereits ab 17°C die ersten Anzeichen von Hitzestress. Lange bevor es uns zu warm ist.

17°C und Hitzestress? Aber nicht bei mir

Damit sich die Sommerwärme nicht negativ auf den Betriebsgewinn auswirkt, sollten wir uns bereits ab 17°C dem Hitzestress von unseren Spitzensportlerinnen kümmern. Die Studie von Frau Dr. Mahlkow-Nerge aus der Forschungsanstalt Futterkamp in Deutschland im Jahr 2008 zeigt, dass die Kühe bei einer Durchschnittstemperatur von 23°C bereits 45 Minuten weniger lang an der Fressachse Futteraufnehmen, da es den Kühen zu warm ist. Diese 45 Minuten entsprechen einer Verzehrsminderung von ca. 6 kg FS*. Zusätzlich verdunsten die Milchkühe bei ebenfalls 23°C, pro Tag 24 Liter Wasser. Dadurch verlieren die Milchkühe nicht nur Flüssigkeit, sondern auch wichtige Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine. Damit dieses Defizit aufgefangen werden kann, muss zusätzlich 20% mehr Mineralstoff verfüttert werden (Quelle: Dr. Kahlkow-Nerge, Futterkamp). Besonders für die frischlaktierenden führt dieser Hitzestress zu einer zusätzlichen Belastung des Stoffwechsels. Auf Grund der verringerten Grundfutteraufnahme, fehlt der Kuh in der Anfangsphase der Laktation die Energie, die nötige Rohfaser und Mineralstoff. Die Verzehrsdepression in Zusammenhang mit dem Hitzestress zeigt sich oft spät oder erst bei enormen Temperaturen direkt mit einer tieferen Milchleistung. Viel früher, steigt das Risiko von einer Ketose oder Pansenübersäuerung, da die Rationsgestaltung nicht mehr stimmt. Umso wärmer die Aussentemperatur, umso mehr beginnt die Kuh mit selektivem Fressverhalten. Bei warmen Temperaturen meidet die Kuh Futter mit hohem Rohfaseranteil, damit die Verdauung nicht noch mehr Wärme produziert. Zugleich bevorzugt die Milchkuh Kurzfutter, welches bei erhöhter Aufnahme zu einer Pansenübersäuerung führt. Schon im Frühsommer sollte die Ration angepasst werden. Der Verzehr sollte man etwas nach unten korrigieren, damit dieser mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Um die Energiedichte trotz verringertem Verzehr zu erhöhen, eigenen sich flüssig Produkte wie das Glycerin sehr gut. Dazu passt die Luzerne auf Grund ihrem hohen Strukturanteil und den Gehalten von Rohprotein und Rohfaser optimal zu einer Sommerration. Die Ration muss unbedingt gut gemischt sein, damit die Kühe die Einzelkomponenten nicht ausselektionieren können. 

Wichtig zu beachten im Sommer:

  • Der Stalltemperatur bereits ab 17°C Beachtung schenken und wenn möglich Lüfter einschalten, damit die Frischluftzufuhr gewährleistet ist.
  • Der Grundfutterverzehr geht mit steigender Temperatur zurück. Deshalb muss die Ration angepasst werden.
  • Energie, Rohfaser -, Mineralstoff- und Salzanteil für die frühlaktierenden Kühe erhöhen. Risiko von Pansenübersäuerung und Ketose nimmt bei verringerter Grundfutteraufnahme und selektivem Fressverhalten enorm zu.
  • Wasser in grossen Mengen zu Verfügung stellen! 30 Kühe verdunsten an einem Tag bei 23°C bereits 720 Liter Wasser am Tag. Dieser Mehrbedarf zur normalen Wassermenge muss unbedingt für alle Tiere, auch für die rangniedrigen gedeckt sein.
  • Zusatz von Hefe und Pansenpuffer verbessern die Grundaufnahme der Kühe und die Verdaulichkeit der Ration. Lebendhefe und Puffersalze sind im Optimix Puffersalz M-689 enthalten, welches die Sommerration sehr gut ergänzt.